Unterricht

Dieses ideale Schema zum Aufbau der Lehre am Bauhaus entwickelte Walter Gropius 1922. Programmatisch stellt es den „Bau“ in den Mittelpunkt aller Aktivitäten. Eine reguläre Architektenausbildung gab es am Bauhaus jedoch erst ab 1927. Nur die begabtesten Studenten wurden zur Baulehre zugelassen. Zu Beginn ihres Studiums erhielten sie im Rahmen der sogenannten Vorlehre zunächst eine einjährige Grundausbildung, in der sie zweckfrei mit Farbe, Form und Material experimentierten. Bei persönlicher Eignung folgte darauf die praktische Arbeit in den Werkstätten und ihren Begleitfächern. Die Studierenden stiegen als „Lehrlinge“ in die Werkstätten ein und sollten in vorgegebener Frist ihre „Gesellen“-Prüfung ablegen. Die so aufgebaute Ausbildung war ohne Vorläufer und musste von Gropius zu Beginn völlig neu erarbeitet werden. Umso entscheidender für die perspektivische Entwicklung des Bauhauses war die Auswahl der Lehrer. Es gelang Gropius, renommierte Künstler der Avantgarde für diese Aufgabe zu gewinnen. In Weimar leiteten sie als „Formmeister“ gemeinsam mit „Werkmeistern“ – ausgebildeten Handwerkern – den Unterricht.

Zu Beginn wurden fast alle Werkstätten ebenso wie der Vorkurs maßgeblich von Johannes Itten geprägt. Statt die Schüler wie noch an den traditionellen Kunstakademien zum Kopieren von Vorlagen anzuhalten, regte er diese zu einem eigenen kreativen Gestalten aus der subjektiven Empfindung heraus an. Im Vorkurs vermittelte er Grundlagen der Materialeigenschaften, der Komposition und der Farbenlehre. Nach dem Weggang Ittens wurde der Vorkurs zwischen László Moholy-Nagy und Josef Albers aufgeteilt: Moholy verlegte den Schwerpunkt von künstlerischen zu technischen Fragen und entwickelte Übungen zu Konstruktion, Gleichgewicht und Material. Albers sorgte für das Kennenlernen handwerklicher Techniken und des materialgerechten Gebrauchs der wichtigsten Werkstoffe.

Über den Vorkurs hinaus begleitete und ergänzte der Unterricht u.a. von Paul Klee und Wassily Kandinsky zur Formen- und Farbenlehre sowie von Oskar Schlemmer zur Analyse und Darstellung des menschlichen Körpers die Ausbildung. Hinzu kam der Unterricht in nichtkünstlerischen Fächern wie Mathematik und Baustofflehre.

Den Umzug nach Dessau vollzogen fast alle Meister. Ehemalige Studierende übernahmen als Jungmeister die Leitung von Werkstätten: Marcel Breuer leitete die Tischlerei, Herbert Bayer die Druck- und Reklamewerkstatt, Hinnerk Scheper die Werkstatt für Wandmalerei, Joost Schmidt die Plastische Werkstatt und Gunta Stölzl die Weberei. Neben der Ausbildung war das erklärte zweite Ziel nun „die Durchführung praktischer Versuchsarbeit, besonders für Hausbau und Hauseinrichtung, sowie die Entwicklung von Modelltypen für Industrie und Handwerk“. In den Werkstätten wurden auf breiter Ebene technische und formale Experimente durchgeführt, um verstärkt Prototypen für die industrielle Fertigung zu entwickeln und breiten Käuferschichten den Erwerb qualitativer und zugleich preisgünstiger Waren zu ermöglichen. Der theoretische Unterricht wurde auf eine breitere Basis gestellt und z.B. Ingenieurswissenschaften, Psychologie, Betriebswirtschaftslehre und andere Fächer ins Lehrprogramm eingebunden. Die Meister nannten sich nun Professoren, die Absolventen erhielten ein Bauhaus-Diplom.

Unter dem dritten Direktor Ludwig Mies van der Rohe entwickelte sich das Bauhaus schließlich zu einer Art Technischer Hochschule für Architektur. Mies van der Rohe reduzierte die Werkstattarbeit in ihrer bisherigen Form und Bedeutung. Die Kunst- und Werkstattabteilung diente jetzt vor allem der Zuarbeit und Ausrichtung auf eine zeitgemäße, Konstruktionen und Materialien nutzende Baukunst.