Programm

„Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, ...“: Das Gründungsmanifest von Walter Gropius ist mehr noch als von einer baulichen oder handwerklichen von einer erzieherischen Vision geprägt. Die Geschichte des Bauhauses und die Entwicklung seines Programms verliefen nicht geradlinig. Wechsel in der Leitung sowie unter den Lehrern, künstlerische und politische Einflüsse von außen bewirkten einen ständigen Wandel der Schule. Es gehörte zu den entscheidenden Qualitäten des Bauhauses, Umwege oder auch erfolglose Versuche als notwendiges Erfahrungspotenzial zu sehen und Kurskorrekturen daraus abzuleiten.

Das Programm am Bauhaus wurde dabei maßgeblich von seinen drei Direktoren geprägt. Zur Gründung 1919 verknüpfte Walter Gropius die an der neuen Schule angestrebte Aufhebung der Trennung zwischen freier und angewandter Kunst mit einem expressionistisch gefärbten „Menschenbildungsprogramm“. Künstler und Handwerker arbeiteten gemeinsam in Lehre und Produktion. Doch die Aufwertung des Handwerks allein konnte der Realität einer zunehmend technisierten Umwelt auf Dauer nicht genügen. 1923 reagierte das Bauhaus mit dem Leitsatz „Kunst und Technik – eine neue Einheit“: Nun sollten die Möglichkeiten der industriellen Fertigung stärker genutzt werden, um zu einer funktional und ästhetisch befriedigenden Gestaltung zu gelangen. In den Bauhaus-Werkstätten entstanden Vorbilder, die für die Massenproduktion bestimmt waren: von der Leuchte bis zum Wohnhaus.

Ab 1928 verstärkte sich unter Hannes Meyer der soziale Anspruch: „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ lautete nun die Losung. Durch eine Kosten sparende industrielle Massenproduktion sollten die Produkte für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich werden. Die Befriedigung der Grundbedürfnisse der Menschen hatte für Meyer klaren Vorrang vor künstlerischen Überlegungen. Deshalb forderte Meyer eine Verwissenschaftlichung der Ausbildung. Als sich die Studierenden unter seiner Leitung immer mehr politisierten, wurde Meyer mit dem Vorwurf der kommunistischen Orientierung von der Stadt Dessau entlassen. Sein Nachfolger Ludwig Mies van der Rohe legte ab 1930 den Schwerpunkt auf die ästhetische Seite der Architektur, unter Vernachlässigung der sozialen oder politischen Dimension. Der Vorkurs wurde abgeschafft, und die Bedeutung der Werkstätten ging zurück. Viele Schüler orientierten sich künstlerisch am Vorbild Mies van der Rohes.