Die schwarz-weiß Fotografie im Hochformat zeigt einen Blick von der Aussichtsplattform des Berliner Funkturms senkrecht steil nach unten, entlang der Stahlkonstruktion des Turms. Diese fällt als Schatten auf das rechteckige Flachdach des Turmrestaurants auf halber Höhe. Tief unten am Boden stehen weiße Cafè-Tische und Stühle.
Zwischen 1924 und 1926 wuchs auf dem Berliner Messegelände eines der spektakulärsten Bauwerke seiner Zeit in den Himmel. Mit knapp 150 Meter Höhe war der Funkturm das damals höchste Bauwerk der Stadt und avancierte nach seiner Eröffnung am 3. September 1926 anlässlich der dritten Großen Deutschen Funkausstellung schnell zu einem beliebten Ausflugsziel. Für Moholy-Nagy war dieser Ort hoch über der Stadt ideal, um mit der Kamera und ungewohnten Blickwinkeln zu experimentieren. Denn von der Aussichtsplattform hielt er nicht etwa den Ausblick über die Stadt fest. Stattdessen drehte er die Kamera nach unten, um den Blick des Betrachtenden entlang der Stahlkonstruktion dramatisch hinabstürzen zu lassen – ganz so, wie er es 1925 in seinem Buch „Malerei, Photographie, Film“ beispielhaft für das Neue Sehen beschrieben hatte.