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Zwiesprache mit Otti Berger: Ein Interview mit Textildesignerin Katja Stelz

#Feature#Interview
22.4.2025
5
min Lesezeit
von Nina Wiedermeyer

Katja Stelz ist Weberin und Textildesignerin und hat in dieser Doppelkompetenz das Werk von Otti Berger analysiert, die selbst eine herausragende Handwerkerin und eine moderne Designerin gewesen ist. Nina Wiedemeyer, Kuratorin am Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, spricht mit ihr über die Nachwebungen von zwei Stoffen von Otti Berger, die im Rahmen der Publikation und Ausstellung der Künstlerin Judith Raum „Otti Berger. Stoffe für die Architektur der Moderne“ entstanden sind.

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Was ist eine Nachwebung?

Nachwebungen nach Stoffen von Otti Berger herzustellen, war eine Zwiesprache mit Otti Berger. Ich habe sogar Tagebuch während des Prozesses geführt, weil mir dabei so viel durch den Kopf ging. Mein Ziel war es, dem Original so nah wie möglich zukommen: technisch, in der Farbgebung, beim Material, in der Anmutung und in der Funktion.

Die Stoffe sind 100 Jahre alt und wurden mit Materialien hergestellt, die es heute nicht mehr gibt. Daher sind die Nachwebungen auch keine hundertprozentigen Kopien, sondern künstlerische Annäherungen an das Original. Erst im Machen durchlebe ich den ganzen Prozess. Ich muss das Gewebe verstehen, um es neu zu konstruieren. Erstmal ist das Material mir sehr neu und fremd gewesen. Ich musste ein Gefühl zu den Materialien gewinnen und Vertrauen aufbauen: Wie muss ich das Material behandeln, dass ich das Gewebe mit den gewünschten Funktionen und dem originalen Charakter hinkriege?

Im Prozess gab es neben der technischen auch eine emotionale Ebene. Eine Annäherung an die Gestalterin Otti Berger. Ich habe mich gefragt: Was hat sie beim Entwerfen gewusst über die Ausstrahlung des fertigen Stoffs? War sie überrascht, als der Stoff fertig war? Wieviel Vorbereitung und Experimentieren lag dem zu Grunde?

Foto von drei Büchern mit grünen und schwarzen Covern, die bei Sonnenlicht angekettet im Schaufenster liegen.
Die Publikation „Otti Berger. Weaving for Modernist Architecture“ (2024, Herausgegeben von: Judith Raum, Bauhaus-Archiv Berlin / Museum für Gestaltung)
Foto: Konrad Langer
Foto des Innenraums im Temporary Bauhaus-Archiv: Graue und schwarze hohe Trennwände aus nachgewebten Stoffen, zwei schwarze Hocker vor einem Bildschrim und Blick auf die Galerieetage im Hintergrund.
Ausstellungsansicht „Otti Berger. Stoffe für die Architektur der Moderne“
Foto: Konrad Langer

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Gab es Unterschiede zwischen den beiden Stoffen?

Beide Stoffe sind aus besonderen Materialien und die Verwendungen der beiden Wandspannstoffe waren sehr unterschiedlich. Der Wandbespannstoff aus Ramie ist sehr raffiniert – da hat Otti Berger viel im Vorfeld experimentiert. Es sind etliche kleine Musterstücke in Sammlungen erhalten, die wir uns bei den Vorbereitungen angesehen haben. Den Ramie-Stoff hat Berger für Bucheinbände ihrer Musterbücher verwendet und für eine Lichtinstallation vor einem Leuchtkasten aufgespannt.

Ich vermute, Berger hat die Funktionen des Materials beim Experimentieren kennengelernt und erforscht. Als der Stoff fertig war, hat Berger ihn dann für verschiedene Anwendungen ausprobiert. Beim Zellulosestoff dagegen waren ein spektakulärer Auftritt, Raumakustik und Dämmung in Innenräumen das Ziel. Da hat Berger im Vorfeld der Produktion vor allem verschiedene Bindungsvarianten mit dem Garn ausprobiert. Die sind noch in Musterstücken in Zürich erhalten. Berger hat sich für eine Bindungsart entschieden, weil sie besonders geeignet war, die gewünschte Funktion zu erfüllen.

„Berger hat die Funktionen des Materials beim Experimentieren kennengelernt und erforscht.“
Katja Stelz

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Wie war dein Arbeitsprozess?

Weben ist Denken mit den Händen. Um einen Stoff nachweben zu können, muss ich nah an den Stoff dran. Etwas, was in Museen normalerweise nicht geht. Ich muss das Gewebe unter der Lupe und in die Hand nehmen. Ich muss die Fäden vorsichtig auseinanderschieben, um die Bindungsart zu vergleichen und zu verstehen. Die größte Herausforderung war es, das Material zu finden. Weil es Materialien sind, die heute für Textilgestaltung und Weberei keine Rolle mehr spielen.

Lange und weltweit habe ich gesucht und bin in der Schweiz und in Italien fündig geworden: Die Garne sind dem Original aber nur sehr ähnlich. Ich hatte für die Nachwebung des Zellulose-Stoffs ein kleines Stück als Vorlage. Wir konnten nicht ahnen, wie der Stoff ursprünglich wirken sollte.

Ich war sehr lange im Arbeitsprozess dicht dran an einem 6 x 6 cm großen Stück Stoff, der eigentlich für Wände in großen Innenräumen – wie in einem Kino – gedacht war. Auch während des Webens konnte ich nur kleine Ausschnitte wahrnehmen. Nach dem Herausschneiden aus dem Webstuhl, als der Stoff in der Werkstatt aufgehängt war und ich ihn mit Abstand betrachtet habe, war der Stoff ein anderer.

Ich war ich sehr überrascht! Der Stoff war nicht mehr das Gewebe aus einem schwarzen Kettfaden und einem weißen Schussfaden, sondern das Schwarz-Weiß verschwamm in großer Fläche zu einem überwältigenden folienartigen, silbrigen Glanz. So war es konzipiert! In der Fläche hat der Stoff einen großen Auftritt.

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Wie kann ein Museum dein Wissen nachvollziehbar machen?

Das Weben ist eine sehr komplexe Technik. Damit auch Menschen das nachvollziehen können, die nicht selbst weben können, haben ich den Forschungs- und Arbeitsprozess dokumentiert in einem Making-Of, der jetzt Teil der Sammlung Bauhaus-Archiv ist. Auch die Möglichkeit, Musterstücke anfassen zu können, ist für das Verstehen der Stoffe wichtig.

Beide Stoffe haben allein über das Material eine hohe sinnliche Qualität. Außerdem hilft das Inszenieren der Stoffe in der ihnen zugedachten Art und Weise: Den Ramie-Stoff zum Beispiel – wie Judith Raum das in ihrer Installation für das temporary bauhaus-archiv macht – kann durchleuchtet und aufgespannt gezeigt werden. So etwas ist im Ausstellungsraum mit den Nachwebungen möglich.


“Otti Berger. Stoffe für die Architektur der Moderne. Eine Installation von Judith Raum” mit den Nachwebungen von Katja Stelz ist bis zum 24. August 2024 im temporary bauhaus-archiv zu sehen.

Weitere Informationen zu Ausstellung und Programm

Foto des Schaufensters im Temporary Bauhaus-Archiv mit dem Titel der Ausstellung in lilaner und roter Schrift. Blick in den minimalistischen Innenraum.
Die Ausstellung „Otti Berger. Stoffe für die Architektur der Moderne“ im temporary bauhaus-archiv
Foto: Konrad Langer
Foto einer lächelnden Frau mit kinnlangen ergrauten Haaren vor einem dunklein Hintergrund. Neben ihr eine hohe, grau-glänzende Nachwebung eines Stoffes in Metallrahmen.
Porträt Katja Stelz
Foto: Konrad Langer

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Katja Stelz

Die Weberin und Textilgestalterin Katja Stelz hat in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Judith Raum in einem mehrjährigen Forschungsprozess zwei Wandstoffe von Otti Berger nachgewebt. Beide Stoffe machen in der Installation die Raffinesse von Bergers Werk erlebbar.

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