Einband für „Afrikanische Märchen“, herausgegeben von Carl Meinhof, Eugen Diederichs, Jena 1921

Ein handgefertigtes Buch mit rauem, naturbelassenem Einband und sichtbarer Bindung.
Anny Wottitz, Einband für „Afrikanische Märchen“, herausgegeben von Carl Meinhof, Eugen Diederichs, Jena 1921, aus der Reihe „Die Märchen der Weltliteratur“ (Titel im Frontispiz), 1922–1923
Bauhaus-Archiv Berlin, Foto: Florian de Brün

Die Abbildung im Hochformat zeigt das Buch schräg platziert auf weißem Grund. Der Buchdeckel ist aus braunem Pflanzenfasergeflecht mit einem schmalen roten Streifen gestaltet, für den Buchrücken wurde dunkle Baumrinde verwendet und halbierte Samenkapseln dienen als Kantenschutz.

Anni Wottitz stellte mit ihren Bucheinbänden die Tradition des Buchbinderhandwerks radikal in Frage – zum Leidwesen von Otto Dorfner, dem Leiter der Werkstatt für Buchbinderei am Bauhaus Weimar. Während ihrer Lehrausbildung zur Buchbinderin setzte Wottitz gerne ungewöhnliche Materialien ein. Für den Band „Afrikanische Märchen“ aus der Reihe „Die Märchen der Weltliteratur“ verwendete sie verschiedene Pflanzenbestandteile: Baumrinde für den Buchrücken, Pflanzenfasergeflecht für den Buchdeckel und aufgesteckte halbierte Samenkapseln an den Ecken. Mit der Gestaltung ihrer Bucheinbände nahm Wottitz auf den Inhalt der Bücher Bezug, worunter jedoch mitunter durchaus die Funktionalität litt.