Die Meister auf dem Dach des Bauhausgebäudes, Dessau, von links: Josef Albers, Hinnerk Scheper, Georg Muche, László Moholy-Nagy, Herbert Bayer, Joost Schmidt, Walter Gropius, Marcel Breuer, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Lyonel Feininger, Gunta Stölzl und Oskar Schlemmer.

1919–1933

1919

Am 12. April 1919 unterzeichnet Walter Gropius seinen Vertrag als Direktor des Bauhauses, vormals Großherzoglich Sächsische Hochschule für bildende Kunst in Weimar. Formell vereinigt er sie mit der bereits 1915 aufgelösten Kunstgewerbeschule und gibt ihr den neuen Namen: Staatliches Bauhaus in Weimar. Im gleichen Monat erscheint das Manifest, in dem Gropius mit dem Pathos des Aufbruchs nach dem Ende des ersten Weltkriegs sein Programm verkündet. Gropius fordert keinen neuen Stil oder eine neue Kunst, sondern, sehr viel grundsätzlicher, eine Reform der künstlerischen Arbeit. Diese soll auf ihre Grundlagen und Voraussetzungen zurückgeführt werden, die er im Handwerk – verstanden als Umgang mit dem Material – als Fundament aller Künste sieht. Auch die gesellschaftliche Aufgabe des Handwerks wird für die Kunst entdeckt; ihr wird nun eine Rolle im Arbeitszusammenhang der Gesellschaft zugewiesen. Da nur das Handwerk, nicht aber die Kunst lehrbar ist, soll die Bauhaus-Lehre auf einer handwerklichen Ausbildung in Werkstätten beruhen. Dem Ideal einer Arbeitsgemeinschaft aller Künste entspricht die Vorstellung vom Einheitskunstwerk, der Wiedervereinigung der werkkünstlerischen Disziplinen – Bildhauerei, Malerei, Kunstgewerbe und Handwerk – zu einer neuen Baukunst.
Obwohl utopisch in der Zielsetzung, bringt Gropius‘ Programm eine Hinwendung zu allgemein Gültigem, Verbindlichem und zu den Erfordernissen des praktischen Lebens. Insgesamt stellt er den Anspruch auf eine Kulturreform. Im gleichen Jahr beruft Gropius drei Künstler zu Bauhaus-Meistern: den Maler Lyonel Feininger, den Bildhauer Gerhard Marcks sowie den Maler und Kunstpädagogen Johannes Itten. Neben ihnen gehören dem Lehrkörper weiterhin vier Professoren der alten Kunsthochschule an. Der künstlerische Unterricht erfolgt anfangs in den Klassen der einzelnen Lehrer, eine handwerkliche Ausbildung findet in den Werkstätten statt: im ersten Semester lediglich in der Gold-Silber-Kupfer-Schmiede, der Buchbinderei, der Weberei und der grafischen Druckerei. Außerdem werden einzelne Architekturkurse gegeben; eine Architekturabteilung entsteht erst 1927.

1920

Im Oktober wird Georg Muche als Meister berufen. Im Laufe des Jahres eröffnen weitere Werkstätten: die Werkstatt für Holz- und Steinbildhauerei und die Werkstatt für Dekorationsmalerei (später Wandmalerei), die Tischlerei; in Dornburg/Saale wird die Töpferei eingerichtet. Die Ausbildung am Bauhaus entspricht in dieser Zeit einer Handwerkslehre, die mit der Prüfung vor der Handwerkskammer abschließt.
Zur engeren Verbindung von Kunst und Handwerk stehen die Werkstätten seit dem Wintersemester jeweils unter der Leitung von einem Handwerker als "Werkmeister" und einem Künstler als "Formmeister". Lyonel Feininger übernimmt die Druckerei, Gerhard Marcks die Töpferei; alle anderen Werkstätten leiten vorerst Johannes Itten und Georg Muche.
Aus einem obligatorischen Probesemester unter Johannes Itten entsteht der sogenannte Vorkurs. In dieser künstlerischen Vor-Lehre werden die elementaren Bedingungen jeder Gestaltung thematisiert: das Material, seine Formungs- und Darstellungsmöglichkeiten sowie die Konstruktion. Der Vorkurs dient der Erkundung von Persönlichkeit und Kreativität jeden Schülers und soll gleiche Voraussetzungen für die weitere Ausbildung schaffen. Gerade die Übungen bei Itten – wie die Studien zum Rhythmus oder zu Form- und Helligkeitskontrasten – bestimmen die Formensprache der Bauhaus-Produkte bis 1922. Itten unterrichtet den Vorkurs, der für die Bauhauspädagogik bestimmend wird, bis zum Frühjahr 1923, im Sommer löste ihn jeweils Muche ab.
In Weimar erfährt das Bauhaus erste öffentliche Anfeindungen. Die Angriffe sind letztlich weltanschaulich motiviert, entzünden sich aber durchaus an künstlerischen Fragen. Ausgetragen wird dieser Konflikt in politischen Versammlungen, in der Presse und in Druckschriften und schließlich im Thüringischen Landtag. Als landeseigene Schule abhängig von der parlamentarischen Bewilligung von Zuschüssen, ist das Bauhaus durch diese Querelen und sich ändernde politische Mehrheiten ständig in seiner Existenz bedroht.

1921

Zum Jahresbeginn werden Paul Klee und Oskar Schlemmer berufen, im Herbst Lothar Schreyer als Leiter der neuen Bühnenabteilung. Im März wird die Werkstattleitung neu verteilt: Walter Gropius übernimmt die Tischlerei, Schlemmer die Steinbildhauerei, Georg Muche die Weberei und Klee die Buchbinderei.
Gropius und Adolf Meyer bauen das expressionistische Haus Sommerfeld in Berlin. Hierbei wird erstmals versucht, die angestrebte Einheit der Künste am Bau zu verwirklichen. Am Ausbau und der Einrichtung sind die Werkstätten für Holzbildhauerei, Wandmalerei, Glasmalerei, Tischlerei, Weberei und die Metallwerkstatt beteiligt.
Johannes Itten besucht im Sommer den Mazdaznan-Kongress in Leipzig. Durch ihn und Muche gewinnt diese östlich geprägte, mystische Heilslehre auf einen Teil der Schüler großen Einfluss, verschärft dabei aber die inneren Auseinandersetzungen an der Schule.
Theo van Doesburg, Mitglied der holländischen Künstlergruppe De Stijl, hält sich mit Unterbrechungen von April 1921 bis November 1922 in Weimar auf. In Vorträgen und Kursen, an denen auch Bauhaus-Schüler teilnehmen, wendet er sich gegen die expressionistische und handwerkliche Ausrichtung des Bauhauses. Er propagiert sein neues, die Technik bejahendes Konzept einer konstruktivistischen Gestaltung. Obwohl van Doesburg in Weimar als Gegenpol zum Bauhaus wirkt, beeinflusst er die Wendung der Schule zur industriellen Gestaltung im Jahr 1922 und inspiriert die Formensprache bis 1924.

1922

Seit Anfang des Jahres orientiert sich Walter Gropius mit seinen Vorstellungen über die Ziele des Bauhauses neu. Die Auseinandersetzung mit der Industrie und ihren Konsequenzen für die Gestaltung tritt in den Vordergrund. Im Sommer kommt es darüber zu Streitigkeiten mit Johannes Itten, der zentralen Figur des frühen Bauhauses, der dies ablehnt und sich allmählich zurückzieht.
Im April eröffnet die erste öffentliche Ausstellung von Arbeiten der Gesellen und Lehrlinge, im Juli eine Architekturausstellung von Gropius und Adolf Meyer. Zudem wird eine Bauhaus-Siedlungsgemeinschaft gegründet. Wassily Kandinsky wird als Lehrer berufen; ihm wird die Werkstatt für Wandmalerei zugeteilt.
In dieser Zeit sind Weberei und Töpferei die wichtigsten Werkstätten und die einzigen, die durch den Verkauf ihrer Arbeiten einen nennenswerten Beitrag zur Finanzierung der Schule leisten. Für gut befundene Werkstattprodukte werden von nun an mit einem Stempel signiert. Theo van Doesburg leitet im September den Dadaisten- und Konstruktivisten-Kongress in Weimar, an dem auch Kurt Schwitters, Hans Arp, Hans Richter und der spätere Bauhaus-Lehrer László Moholy-Nagy teilnehmen. Im gleichen Monat wird Oskar Schlemmers Triadisches Ballett in Stuttgart uraufgeführt.

1923

Im Februar eröffnet im Züricher Kunstgewerbemuseum eine Ausstellung mit Arbeiten Johannes Ittens und der Bauhaus-Werkstätten. Im März verlässt Johannes Itten Weimar. Für ihn kommt der konstruktivistische Künstler László Moholy-Nagy, der Leiter der Metallwerkstatt wird und vom Herbst an im Vorkurs unterrichtet. Nach Lothar Schreyers Weggang übernimmt Oskar Schlemmer die Bühnenabteilung.
Das Bauhaus nimmt mit Webereien, Keramik und Metallarbeiten erstmals an der Leipziger Herbst-Messe teil. Erst in diesem Jahr kommt die Werkstattproduktion in Gang, obwohl die wirtschaftliche Situation, insbesondere die Inflation mit ihrem Höhepunkt im Herbst des Jahres, die Arbeit erschwert.
Seit Februar wird die Bauhaus-Ausstellung für August und September vorbereitet, ein erster großer Rechenschaftsbericht. Gezeigt werden Arbeiten aus den Werkstätten und dem Unterricht, freie Kunst der Meister sowie eine Ausstellung internationaler Architektur. Als erstes schuleigenes Bauprojekt entsteht das Haus am Horn in Weimar, eingerichtet von den Werkstätten. Im August findet die "Bauhauswoche" mit Bühnenveranstaltungen, Konzerten und Vorträgen statt. Durch die Ausstellung findet die Schule im ganzen Reich Beachtung.
Mit der Parole "Kunst und Technik – eine neue Einheit" formuliert Walter Gropius ein neues Konzept, mit dem die Industrie als bestimmende Kraft der Zeit anerkannt wird. Die Auseinandersetzung mit der Industrie und mit maschineller Produktion wird zur Voraussetzung für alle weitere Bauhaus-Arbeit; sie bestimmt deren Verständnis bis heute.
Seit dem Wintersemester umfasst der Vorkurs im ersten Semester die Werklehre bei Josef Albers, im zweiten Semester den Kurs "Material und Raum" bei László Moholy-Nagy, den Unterricht in Analyse und Gestaltungslehre "Farbe" bei Wassily Kandinsky sowie die Gestaltungslehre "Form" bei Paul Klee.

1924

Die Wahlen zum Thüringer Landtag im Februar ergeben eine bürgerliche Mehrheit, die sozialdemokratische – bauhausfreundliche – Regierung wird abgelöst. Im September kündigt die neue Regierung die Verträge der Bauhaus-Meister "vorsorglich" zum April 1925. Im November stimmt im Haushaltsausschuss nur die Minderheit von KPD, SPD und DDP für die Bewilligung der Zuschüsse. Die zwar finanziell begründeten, aber politisch motivierten Schikanen machen eine Weiterarbeit unmöglich. Daher erklären die Meister am 26. Dezember die Auflösung des Bauhauses zum 1. April 1925.
Der "Kreis der Freunde des Bauhauses" wird gegründet, um die Schule moralisch und praktisch zu unterstützen. Dem Kuratorium gehören u.a. Marc Chagall, Albert Einstein und Gerhart Hauptmann an.

1925

Anfang des Jahres finden Verhandlungen über die Weiterführung der Schule mit mehreren Städten statt, darunter Frankfurt und Dessau. Einige Meister verhandeln über eine andere Tätigkeit. Ehemalige Bauhaus-Schüler wie Wilhelm Wagenfeld, Otto Lindig und Erich Dieckmann bleiben als Lehrkräfte am Nachfolgeinstitut des Bauhauses, der "Staatlichen Bauhochschule Weimar" unter Otto Bartning.
Im März beschließt der Dessauer Gemeinderat auf Initiative des Oberbürgermeisters Fritz Hesse die Übernahme des Bauhauses als städtische Schule. Anfang April beginnt der Unterricht am Bauhaus in Dessau. Außer Gerhard Marcks folgen alle Formmeister nach Dessau; viele Meister und Schüler zögern jedoch und treffen erst im Laufe des Sommers ein. Einige ehemalige Schüler übernehmen als "Jungmeister" die Werkstätten: Herbert Bayer leitet die Werkstatt für Druck und Reklame, Marcel Breuer die Tischlerei. Daneben gibt es die Werkstätten für Metall, Weberei, Wandmalerei, Plastik und die Bühne. Eine Töpferei sowie die Holz- und Steinbildhauerei werden in Dessau nicht wieder aufgebaut.
Walter Gropius verkündet ein neues Programm, in dem die Bedeutung von Industrie und Wissenschaft für die Gestaltung dominierend wird. Zur Aufgabe des Bauhauses erklärt er die "zeitgemäße Entwicklung der Behausung", die sich "vom einfachen Hausgerät bis zum fertigen Wohnhaus" spannen solle. Gropius fordert die "systematische Versuchsarbeit in Theorie und Praxis – auf formalem, technischen und wirtschaftlichen Gebiete". Die Werkstätten werden als ‚Laboratorien‘ zur Herstellung von Modellen für die Industrie beschrieben. Seit Juni erscheint die erste Serie der „Bauhausbücher“, darunter Publikationen von Gropius, László Moholy-Nagy, Paul Klee, Wassily Kandinsky und Piet Mondrian.
Im November wird die Bauhaus GmbH zur kommerziellen Verwertung der Produkte gegründet.

1926

Im Oktober erkennt die Landesregierung Sachsen-Anhalt den Hochschulcharakter des Bauhauses an, die Bauhaus-Meister werden zu Professoren ernannt. Seither führt das Bauhaus den Untertitel "Hochschule für Gestaltung". Die Ausbildung entspricht seitdem einem Studium, das mit dem Bauhaus-Diplom abschließt.
Am 4. Dezember findet die Einweihungsfeier des neuen, von Walter Gropius entworfenen und von den Bauhaus-Werkstätten eingerichteten Schulgebäudes in Dessau mit über 1000 Gästen statt. Die Schule erhält durch die spektakulären Neubauten – außer dem Schulgebäude entstehen Wohnhäuser für die Bauhaus-Meister und die Siedlung Dessau-Törten – in dieser Zeit internationale Bekanntheit. Gefördert wird dies von Gropius mit Publikationen und zahlreichen Vorträgen in ganz Deutschland zu Fragen des Neuen Bauens und des Bauhauses. Die Gebäude in Dessau prägen die Vorstellung von Bauhaus-Gestaltung bis in die Gegenwart.
Zur Eröffnung wird die erste Nummer der Zeitschrift bauhaus herausgegeben, die bis 1929 und erneut 1931 vierteljährlich erscheint.

1927

Im April eröffnet eine Architekturabteilung, zu deren Leiter der Architekt Hannes Meyer ernannt wird. Daneben werden die freien Malklassen bei Paul Klee und Wassily Kandinsky eingerichtet, was erstmals eine rein künstlerische Ausbildung ermöglicht.
Im Laufe des Jahres verstärkt sich die Politisierung der Studierenden. Im Juli verlässt Georg Muche das Bauhaus, Gunta Stölzl übernimmt von ihm die Leitung der Weberei.

1928

Walter Gropius tritt im April als Direktor zurück, um in Berlin als Architekt zu arbeiten. Mit ihm verlassen László Moholy-Nagy, Herbert Bayer und Marcel Breuer die Schule.
Auf Vorschlag von Gropius wird Hannes Meyer neuer Direktor. Meyer tritt für eine Verwissenschaftlichung der Arbeit und der Ausbildung ein. Gestaltung soll als objektiver Vorgang aufgefasst und an rational fassbaren Erkenntnissen orientiert werden. Meyer kritisiert die bisherige Arbeit des Bauhauses als formalistisch und fordert die Ausschaltung aller ästhetischen Aspekte. Diese Art der Gestaltung wird nun stärker sozial begründet ("Volksbedarf statt Luxusbedarf") und als "lebensrichtig" verstanden.
In Halle wird die Wanderausstellung Junge Bauhausmaler eröffnet, die später noch in Braunschweig, Erfurt und Krefeld zu sehen ist.
Zwei Lampenfabriken übernehmen Modelle für Leuchten in die Serienproduktion. Später geschieht dies auch mit Entwürfen der Weberei, die wie alle Erzeugnisse bis dahin nur in den eigenen Werkstätten hergestellt werden. Das Bauhaus hat 166 Studierende, der Kreis der Freunde 460 Mitglieder.

1929

Im April und Mai wird im Basler Gewerbemuseum die bauhaus-wanderschau gezeigt, die danach in Breslau, Mannheim und Zürich zu sehen ist. Die Ausstellung bietet einen repräsentativen Überblick über die Arbeit am Bauhaus unter Hannes Meyer.
Im Mai findet das Richtfest der Gewerkschafts-Bundesschule in Bernau bei Berlin statt. An diesem wichtigsten Bauprojekt unter dem Direktor Hannes Meyer sind alle Werkstätten beteiligt. Im Juli werden die Metallwerkstatt, die Tischlerei und die Werkstatt für Wandmalerei zur Ausbauabteilung zusammengefasst, die von Alfred Arndt geleitet wird. Damit soll eine stärkere Unterordnung aller Werkstätten unter die Bauabteilung erreicht werden.
Die Bauhaus-Bühne tourt in Deutschland und der Schweiz mit den Bauhaus-Tänzen von Oskar Schlemmer. Im November verlässt Schlemmer Dessau, die offizielle Bühnenabteilung wird aufgelöst.
Unter dem Fotografen Walter Peterhans wird eine Fotografie-Abteilung aufgebaut. Der Architekt und Stadtplaner Ludwig Hilberseimer wird an die Bauabteilung berufen.

1930

Anfang des Jahres kommt die Bauhaus-Tapete in den Handel, das erfolgreichste und ertragreichste Produkt der Schule.
Im Frühjahr gestalten Walter Gropius, Herbert Bayer, Marcel Breuer und László Moholy-Nagy die deutsche Abteilung der Pariser Ausstellung der "Société des artistes décorateurs français". Die Politisierung unter den Studierenden nimmt zu. Aufgrund seiner kommunistischen Orientierung wird der Direktor Hannes Meyer von der Stadt Dessau entlassen. Durch Vermittlung von Gropius wird im April der Architekt Ludwig Mies van der Rohe als Direktor berufen, der seine Tätigkeit im Herbst aufnimmt.
Unter Mies van der Rohe ist die Ausbildung in die fünf Abteilungen Bau und Ausbau, Weberei, Fotografie und Bildende Kunst gegliedert. Das Studium wird insgesamt verschult und auf fünf Semester verkürzt. Die Architekturausbildung gewinnt an Gewicht und wird – nach der Behandlung bautechnischer Fragen – stark an ästhetischen Fragen ausgerichtet. Die Bedeutung der Werkstätten, und damit auch die industrielle Entwurfsarbeit, geht zurück.
Mies van der Rohe versucht mit einer betont unpolitischen Amtsführung die Schule aus der öffentlichen politischen Diskussion herauszuhalten. Die unpolitische Haltung setzt er auch schulintern durch, indem er Studierende, die für Hannes Meyer eintreten, von der Schule entfernt.

1931

Im April nimmt Paul Klee eine Berufung an die Düsseldorfer Akademie an und verlässt das Bauhaus, im Oktober geht Gunta Stölzl.
Im November finden in Dessau Gemeinderatswahlen statt, die NSDAP wird zur stärksten Partei. In ihren Wahlaufrufen forderte sie erster Stelle die Streichung der Zuschüsse für das Bauhaus sowie den Abriss der Bauhaus-Gebäude.

1932

Zum Jahresbeginn wird die Innenarchitektin Lilly Reich als Leiterin der Ausbauabteilung berufen. An der Schule verschärfen sich die politischen Auseinandersetzungen.
Am 22. August wird im Dessauer Gemeinderat der Antrag der NSDAP, den Lehrbetrieb des Bauhauses zum 1. Oktober einzustellen, mit 20 gegen 5 Stimmen der KPD und des Oberbürgermeisters Hesse angenommen. Die Mitglieder der SPD, die das Bauhaus bis dahin politisch entscheidend mitgetragen hatte, enthalten sich der Stimme.
Ludwig Mies van der Rohe entschließt sich, die Schule in Berlin als Privatinstitut fortzuführen. Dies wird ihm unter anderem durch Lizenzeinnahmen ermöglicht. Im Oktober wird ein Gebäude in Berlin-Steglitz angemietet und für den Schulbetrieb umgebaut.
Im Wintersemester hat das Bauhaus 114 Studierende. Zu den Lehrern gehören weiterhin Wassily Kandinsky, Josef Albers, Ludwig Hilberseimer, Lilly Reich und Walter Peterhans.

1933

Am 11. April, bei Beginn des Sommersemesters, wird das Bauhaus-Gebäude in Berlin polizeilich durchsucht und versiegelt. 32 Studierende werden vorübergehend festgenommen. Es herrscht große Unsicherheit über das weitere Schicksal der Schule, die sich in einer finanziellen Notlage befindet.
Am 20. Juli beschließt eine Konferenz der Lehrkräfte, das Bauhaus aufzulösen. In einem Schreiben der Geheimen Staatspolizei vom 21. Juli wird die Wiedereröffnung des Bauhauses von mehreren Bedingungen abhängig gemacht. Wassily Kandinsky und Ludwig Hilberseimer seien durch Lehrkräfte zu ersetzen, die "auf dem Boden der nationalsozialistischen Ideenwelt stehen", ein neu aufzustellender Lehrplan habe den "Ansprüchen des neuen Staates an seinen innerlichen Aufbau" zu genügen.
Die bekanntesten Bauhaus-Lehrer emigrieren in den kommenden Jahren, darunter Josef Albers (1933/USA), Wassily Kandinsky (1933 Frankreich), Paul Klee (1933 Schweiz), Walter Gropius (1934/Großbritannien, 1937/USA), László Moholy-Nagy (1934/Niederlande, 1935/Großbritannien, 1937/USA), Marcel Breuer (1935/Großbritannien, 1937/USA), Ludwig Mies van der Rohe (1937/USA), Herbert Bayer (1938/USA) und Walter Peterhans (1938/USA).